Der Beruf „Maßschuhmacher:in“
„Schuster, bleib‘ bei deinen Leisten!“ – diesen Spruch haben die meisten schon einmal gehört. Was genau ein Leisten ist, wissen viele allerdings nicht mehr. Geschweige denn, was für eine diffizile Angelegenheit es ist, einen solchen herzustellen! Dass man dem Schuster rät, sich auf eben diese Tätigkeit zu beschränken, sollte man vielleicht also nicht als eine Herabwürdigung seines ganzen Berufsstandes verstehen, sondern als Wertschätzung seines hochentwickelten Spezialwissens und sachkundigen Könnens.
Was genau macht ein:e MaßschuhmacherIn überhaupt?
Hochspezialisiert arbeitet der Schuhmacher allemal – schließlich dreht sich bei ihm alles um zwei vergleichsweise kleine und eher abgelegene Teile unseres Körpers: die Füße. Das scheinbar simple Unterfangen, dem Fuß eine schützende Hülle zu fertigen, ist aber eine ebenso vielseitige wie verantwortungsvolle Aufgabe. Schließlich bestimmt unser Schuhwerk ganz erheblich, wie wir durchs Leben gehen. Unser „Auftritt“ hinterlässt nicht nur einen Eindruck bei anderen, sondern beeinflusst unser Körpergefühl und Wohlbefinden.
Zu den vielfältigen Fähigkeiten, die eine:n Maßschuhmacher:in auszeichnen, gehören daher …
- ein sicheres ästhetisches Gespür für Form und Gestalt, Material und Farbe
- grundlegende anatomische Kenntnisse des Fußes und seiner Funktion für den Bewegungsablauf
- handwerkliches Geschick, Sorgfalt in der Verarbeitung und der Blick fürs Detail
- Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden.
Das Bauen von Schuhen nach Maß beinhaltet beispielsweise folgende Tätigkeiten …
- das Beratungsgespräch mit dem Kunden sowie das Maßnehmen
- den Leistenbau
- das Modellieren und Fertigen (Zuschneiden und Steppen) des Schafts
- das Zwicken und den Bodenbau
- das „Finishing“.
Viele Maßschuhmacher:innen führen auch Arbeiten durch, die man aus der Orthopädie oder dem Reparaturservice kennt:
- Fertigung von Einlagen
- Zurichtung von Konfektionsschuhen
- Reparatur
- sonstige Lederarbeiten
Und nicht zuletzt werden in manchen Maßschuhmachereien auch Konfektionsschuhe angeboten, also das handgefertigte Pendant zum Maßschuh auf einem standardisierten Leisten.
Wie wird man Maßschuhmacher:in?
Den Beruf des/r Maßschuhmacher:in erlernt man in Deutschland üblicherweise in einer 3-jährigen dualen Ausbildung. Das praktische Arbeiten in einem Ausbildungsbetrieb wird dabei ergänzt durch theoretischen Fachunterricht und Praktika in der Berufsschule. Voraussetzung ist zumeist ein Hauptschulabschluss, vor allem aber die Bereitschaft, sorgfältig und gewissenhaft zu arbeiten.
Wer eine Ausbildung in einer Maßschuhmacherei absolviert hat, ist nicht unbedingt auf die Tätigkeit in einer Maßschuhmacherei beschränkt. Gute Chancen auf Beschäftigung haben Maßschuhmacher/innen auch
- in handwerklichen Lederwerkstätten
- in Werkstätten von Orthopädie- und Sanitätsfachgeschäften
- in Schuhmachereien von Theatern
- bei Schuh-Schnellreparaturdiensten.
Wer sich für eine Ausbildung zum Maßschuhmacher/zur Maßschuhmacherin interessiert, ist mit einem Kurzpraktikum zum Einstieg gut beraten. Viele unserer Schuhmachereibetriebe nehmen gerne Praktikanten oder bilden auch selber aus. Unter Maßschuhmacher:innen finden sich nähere Informationen.